Kunsthölzer wie Polywood werben damit, eine adäquate Alternative zum Naturmaterial Holz zu sein. Aber ist dem auch so?
Wer möchte, dass seine Gartenmöbel aus Holz auch noch nach dem dritten Winter aussehen wie am ersten Tag, muss sie regelmäßig pflegen und im Winter frostsicher verstauen. Wie schön wäre es dann, ein Gartenmöbel zu besitzen, das aussieht wie Holz, aber nicht die intensive Pflege eines Naturmaterials verlangt? Kunsthölzer wie Polywood werben damit, eine adäquate Alternative zum Naturmaterial Holz zu sein. Aber ist es auch das auch?
Polywood ist im Grunde ein Holzimitat auf Kunststoff-Basis, dem Naturmaterialien zugesetzt sind. Chemisch betrachtet ist es eine thermoplastische Verbindung eines Kunststoffs (Polyethylen, Polypropylen oder Polystyrol) mit Naturfasern, häufig Holzfasern. Als Naturmaterial kommen aber auch Fasern wie Hanf, Baumwolle oder Kokos zum Einsatz. Anders als bei anderen Kunsthölzern, also sog. WPC (Wood Plastic Compounds) ist die Naturfaser hier chemisch an die Polymere des Kunststoffs gekoppelt. Bei der Produktion von Polywood kann gegenüber normalen Kunststoffen aufgrund der Kombination mit Naturfasern die notwendige Menge an Erdöl um mehr als ein Viertel reduziert werden. In Zeiten, in denen jährlich mehrere Millionen Tonnen Rohöl allein in die Produktion von Kunststoffen fließen, ermöglicht dieser Bio-Kunststoff damit die Einsparung dieser fossilen Ressource. Zudem kommen als Kunststoffbasis vielfach recycelte Flaschen und Behälter zum Einsatz.
Das fertige Polywood kann durch spezielle Färbetechniken und Oberflächenbehandlungen dann der gewünschten Holzoptik angeglichen werden, wodurch es in vielen Fällen sehr stark der Optik von Echtholz - inklusive natürlicher Farbverläufe und Maserungen - gleicht.
Kunststoff, das aussieht wie echtes Holz – kein Wunder, dass auf dieses Versprechen hin viele Gartenmöbelhersteller das Material Polywood bereits vor Jahren für sich entdeckt haben. Denn der bisweilen höhere Pflegeaufwand des Naturmaterials schreckt nicht seltenGartenbesitzer zurück, Gartenmöbel aus Holz zu kaufen. Zudem sind Polywoodmöbeloftmals deutlich günstiger als ihre Äquivalenten aus Echtholz. Daher produzieren immer mehr Hersteller Gartenmöbel mit Elementen aus Kunstholz, wo sonst das Naturmaterial zum Einsatz kommen würde.
Aber auch Polywood ist ein nicht vollständig wartungsfreies und unproblematisches Gartenmöbelmaterial. Zwar hat Polywood nicht den hohen Wartungs- und Pflegeaufwand, den Echtholzmöbel mit sich bringen, aber da es sich bei Polywood um ein Gemisch aus Kunststoff und Naturmaterialien handelt, birgt es manche negativen Eigenschaften, die eben auch Holz- und Kunststoffmöbel aufweisen.
Zwar unterliegt Polywood nicht dem klassischen Alterungsprozess von echtem Holz und ist gegenüber Schädlingen weitestgehend resistent. Auch muss es nicht wie Echtholz regelmäßig geölt werden, damit es seine Farbe erhält und feuchtigkeitsresistenter wird. So ist es auch deutlich feuchtigkeitsresistenter als Echtholz, aber bei nicht sachgerechter Lagerung im Winter oder zu hoher Feuchtigkeit ist auch Polywood aufgrund seiner Naturfaseranteile dennoch anfällig für Verwitterung und Schimmelbildung. Sie sollten in der nassen Jahreszeit und im Winter bei Möbeln aus Polywood also letztlich dieselben Vorkehrungen treffen wie bei Echtholzmöbeln: die Möbel unter einer atmungsaktiven Schutzhülle und möglichst frostgeschützt lagern. Dabei beachten, dass sich unter der Schutzhülle keine Staunässe bzw. Kondenswasser bildet, denn auch dies führt bei Polywoodmöbeln zu Schimmelbildung und Verwitterung.
Vor allem aber ist Polywood genau wie andere Kunststoffmöbel sehr hitzeempfindlich. So ist beispielsweise wie bei einem Gartentisch aus Vollkunststoff darauf zu achten, dass heiße Gegenstände, wie beispielweise ein Grillrost, nicht direkt auf der Tischplatte aus Polywood abgelegt werden, da diese schmelzen könnte. Aber auch sehr starker Sonnenschein kann dem Material schaden. Nicht nur bleichen manche Polywood-Materialien schnell aus, da sie nicht zu 100% UV-beständig sind. Vor allem die Einstrahlung auf Glas (z.B. der Fuß eines Weinglases auf der Tischplatte) kann problematisch sein. Denn dieses kann wie eine konvexe Linse wirken, die die UV-Strahlen bündelt und zu einer sehr hohen Hitzeentwicklung bis hin zum Schmelzpunkt führt. Bei Tischplatten aus Polywood gilt also dasselbe wie für Gartentische aus herkömmlichen Kunststoff: keine heißen Gegenstände ablegen und zur Sicherheit immer einen Untersetzer verwenden!
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