Kaum ein Gartenstil weist eine derart strenge Architektur auf wie ein Barockgarten. Was einst der Repräsentation diente, findet aufgrund seiner charakteristischen Formensprache auch heute noch viele Liebhaber. Wie Sie barockes Flair in Ihren Garten zaubern können, lesen Sie hier.
Der Barockgarten hat seinen Ursprung im 17. Jahrhundert. Zunächst basierend auf den italienischen Renaissance-Gärten, wurde dieser Gartenstil vor allem im absolutistischen Frankreich geprägt. Nicht zuletzt deshalb ist bei dieser so charakteristischen Gartenform häufig auch vom Französischen Garten die Rede. André le Nôtre, Gartenarchitekt am Hof von Versailles, gilt als Begründer des Barockgartens.
Ausgehend von den berühmten Gärten Versailles und dem Hof Versailles als europäisches Macht- und Kulturzentrum breitete sich dieser „Gartentrend“ letztlich auch im europäischen Ausland aus. Mit der Französischen Revolution und dem Ende des Absolutismus in Frankreich endete auch die Blütezeit des repräsentativen und herrschaftlichen Barockgartens. Man entdeckte in der Folgezeit europaweit bald einen neueren, weniger formellen Stil für sich: den englischen Landschaftsgarten. Aber auch heute noch findet sich allein in Deutschland eine stolze Zahl an Barockgärten und Schlossanlagen im barocken Stil.
Vom Garten des Barockschlosses Zabeltitz im "Schlösserland" Sachsen bis zum Französischen Garten des Schlosses Benrath in Düsseldorf, vom Neuwerkgarten in Schleswig bis zum bekannten Schloss Nymphenburg in München - Barockgärten finden sich überall in Deutschland.
Kennen Sie noch weitere Barockgärten, die wir in unsere Landkarte aufnehmen sollten? Lassen Sie es uns und andere Leser wissen, wir freuen uns über jeden Geheimtipp!
Die durch den Menschen in Form gebrachte Pflanzenwelt des Gartens ist ein wichtiges stilprägendes Element dieser repräsentativen Gartenarchitektur - seien es spezielle Rasen-und Kiesflächen oder in Gestalt von kunstvoll gestutzten Buchsbäumen und anderen dicht wachsenden Hecken. Denn neben der schieren Größe mancher Gärten dieser Zeit sollte der Barockgarten gerade durch diese "Zähmung der Natur" eines darstellen: Repräsentation der absoluten Macht des Königs - auch im Freien. Strenge Geometrie und Symmetrien sind daher die Hauptmerkmale des Brockgartens. Oft bilden eine zentrale vom Schloss ausgehende Achse und symmetrisch aufgebaute Nebenachsen das Grundgerüst der Gestaltung.
Die meist flachen Beete des Parterres waren stets der erste Teil des weitläufigen Areals. Ornamente aus kurz geschnittenem Rasen, Kies oder niedrigen, meist einjährigen Pflanzen schmückten diesen Teil, der von den Innenräumen des Schlosses besonders gut zu überblicken war. Zentraler Punkt des Parterres ist zumeist gleichzeitig die Schnittstelle der Hauptachsen. Dominiert wurde diese Stelle meist von mythischen oder antiken Statuen oder mehr oder weniger üppigen Springbrunnen oder Wasserbassins. Die Wasseroberfläche der großen Wasserbecken diente nicht selten gleichzeitig auch dazu, die Schlossanlage widerzuspiegeln und den Garten nochmals optisch zu vergrößern.
Direkt angrenzend schloss meist ein ebenfalls akkurat geschnittener Heckenwald (Boskett) symmetrisch entlang der Haupt-Achse an. Diese dienten vornehmlich dem Spaziergang, dem sogenannten Lustwandeln, im Freien. Nicht selten wurden diese daher auch als natürliche Säulengänge oder sogar Labyrinthe gestaltet. Die innerhalb der Hecken entstehenden Räume wurden wie Innenräume genutzt, seien es kleine cabinets oder auch repräsentative „Säle“, in denen Konzerte oder Theaterstücke stattfanden.
Das Areal abschließende Element ist der sogenannte Bosco, also ein kleiner Wald. Dieser höhergewachsene Bereich des Gartens diente gelegentlich zur Jagd, vor allem aber war er ein willkommener Schattenspender beim Spaziergang und die Abgrenzung des herrschaftlichen Anwesens nach außen hin.
Dem Barockgarten-Stil liegt grundsätzlich die Zähmung der Natur zugrunde. Wenn Sie also ein Freund von akkurater Gartenkunst sind, ist dieser Stil genau der richtige für Sie. Sie müssen auch keinen Schlosspark besitzen, um diesen Stil umzusetzen. Achten Sie hierbei einfach auf ein paar stilprägende Elemente:
Symmetrie als eines der Hauptmerkmale sollte auch in Ihrem barocken Garten die Grundlage aller weiteren Gestaltungsschritte sein. Wählen Sie zunächst einen Mittelpunkt aus, in dem sich Sie die späteren Gartenwege als Achsen kreuzen. Betonen Sie diesen Mittelpunkt mit einem Pavillon oder Springbrunnen. Aber auch eine dekorative Gartenbank oder ein in Formschnitt gebrachter Buchsbaum kann hier besonders dekorativ wirken und alle Aufmerksamkeit auf diesen zentralen Punkt des Gartens lenken. Haben Sie einen nicht ganz so großen Garten, kann eine dekorative Skulptur oder ein kleinerer Springbrunnen bereits sehr gut wirken und das Prinzip des Barockgartens wiederspiegeln.
Achten Sie auch bei der Anlage von Gartenwegen und Beeten ebenfalls auf Symmetrien. Während geschwungene Ornamente in den Beeten selbst durchaus erwünscht sind, sollten Gartenwege als gerade Linien verlaufen. Und alles, was Sie auf der einen Seite einer Achse gestalten, sollte sich gemäß der Spiegelbildlichkeit auch auf der gegenüberliegenden Seite wiederfinden.
Auch die Wahl der Pflanzen ist für für einen barock anmutenden Garten von Bedeutung. Wem mit Kies gefüllte und mit ornamentalen Rasenflächen gestaltete Beete im heimischen Parterre zu langweilig sind, der kann die Beete auch mit einjährigen Pflanzen, wie beispielsweise Primeln und Veilchen, aber auch Löwenmäulchen und den klassischen französischen Lilien gestalten. Beachten Sie hierbei, dass Sie die verschiedenfarbigen Pflanzen nicht wild durcheinander zu einem bunten Blumenteppich pflanzen. Farbliche Einheitlichkeit in den einzelnen Beeten oder Beet-Abschnitten ist für den Barockgarten essentiell.
Wichtige Elemente eines barock anmutenden Gartens sind immer auch akkurat in Form geschnittene Hecken. Besonders eignet sich hierfür natürlich Buchsbaum, aber auch Liguster und Berberitzen. Nicht nur als Hecke, auch als in Formschnitt gebrachte Topfpflanze gibt Buchs Ihrem Garten ein barockes Flair.
Da der Garten in Ihrem Fall keinesfalls nur dekorative Zwecke erfüllen sollte, braucht es auch komfortable Gartenmöbel. Damit es hierbei nicht zu Stilbrüchen mit der ansonsten bereits so durchgeplanten Gartengestaltung kommt, sollten Sie auch Gartenmöbel aus Materialien und Formen greifen, die zur barocken Gestaltung passen. Hier empfehlen sich vor allem Gartenmöbel aus Schmiedeeisen oder dunklem Streckmetall mit Ornamenten. Auch ein Pavillon lässt sich, falls es der Platz zulässt, gut integrieren. Auch Gartendekorationen, wie Statuen mit antiken oder mythischen Abbildungen machen sich ebenfalls besonders gut. Aufgestellt inmitten eines Beetes oder auf den Schnittpunkten von Gehwegen betonen diese die Symmetrien im Garten zusätzlich.
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