Wer mehrstöckig gärtnert, kann Gemüse auch auf kleinstem Raum anbauen! Auch auf einem schmalen Balkon können so ab sofort Zucchini, Gurken und Tomaten wachsen!
Urbaner Gartenbau ist seit einigen Jahren zu einem weltweiten Phänomen geworden. Schnöde Dachterrassen werden zu grünen Oasen, triste Innenhöfe zu Gemeinschaftsgärten. Wo früher Betonwüsten herrschten, blühen heute wieder Pflanzen, Bäume und Co.. Gründe genug also, sich den Trend des Urban Gardening etwas genauer anzusehen.
Urban Gardening ist das private oder gemeinschaftliche Gärtnern auf städtischen (meist Brachflächen) oder privaten Flächen (Balkone, Innenhöfe) im urbanen Raum. Da das Platzangebot durch die dichte Besiedelung begrenzt und ein eigener Garten meist rar ist, sind es - im Gegensatz zu privaten Schrebergärten - meist kreativen und ungewöhnliche Formen von Gemeinschaftsgärten und Projekten, die das Anbauen und Ernten von Obst, Gemüse sowie das Aussäen von Blühpflanzen in der Stadt hervorbringt.
Gemeinhin werden als Ursprung des urbanen Gärtnerns New York benannt. Dort entstand in den 1970er Jahren mit dem Guerilla Gardening die ersten Gemeinschaftsgärten in Hinterhöfen frühe Formen der urbanen Landwirtschaft als politischer Protest u.a. gegen soziale Benachteiligung bestimmte Stadtviertel.
Jedoch wird auch das sozialistische Kuba der späten 1980er und frühen 1990er Jahre als Ursprungsort des städtischen Gärtnerns bezeichnet. Die sogenannten organopónicos, große, gemeinschaftlich und weitestgehend biologisch bewirtschaftete Beete, entstanden hier jedoch weniger als politisches oder ökologisches Statement, sondern vielmehr aufgrund von ökonomischer Isolation. Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion fiel diese als wichtigster Handelspartner weg. Da der Import großer landwirtschaftlicher Maschinen aus der UdSSR damit gekappt war, war es nicht mehr möglich die Farmen zu bewirtschaften. Man stellte daraufhin auf kleinere Agrarbetriebe in den Städten um, die auch ohne aufwendige und teure Agrartechnik die Versorgung der Bevölkerung sicherstellte.
Vor allem in Deutschland hat sich das Urban Gardening ab den 1990er Jahren aus den "Interkulturellen Gärten" heraus entwickelt. Diese Gartenprojekte, die durch Einwanderer ins Leben gerufen wurden, verbanden damals bereits die den community gardens generell zugrundeliegenden Idee, neben der Selbstversorgung den interkulturellen und interreligiösen Austausch zu fördern.
Um die Jahrtausendwende herum kamen dann immer mehr Urban-Gardening-Projekte hinzu, die über den interkulturellen Aspekt hinaus auch ökologisch-nachhaltige Aspekte einbrachten und soziale Projekte miteinander verknüpften. So konnten beispielsweise Kinder und Jugendliche an das Thema ökologische Landwirtschaft, Selbstversorgung und Lebensmittelverschwendung praktisch herangeführt werden und das auch ohne die Stadtgrenzen verlassen zu müssen. Durch das Halten von Nutztieren wie Hühner, Kaninchen oder Ziegen wurde auf die problematische Massentierhaltung aufmerksam gemacht und erhielt gleichzeitig eine regionale und städtische Alternative - kleine Stadtbauernhöfe entstanden, die ehrenamtlich durch Nachbarn oder Vereine bewirtschaftet wurden.
Kaum ein Objekt steht so ikonisch für die Urban Gardening Bewegung wie das Hochbeet. Seien es mobile Beete oder fest installierte Kraut-Gärten in Stadtparks, in Innenhöfen oder auf Dächern, das Hochbeet ist nicht nur ideal zum Anbau von Obst, Gemüse und Kräutern, es ermöglicht vielerorts erst das Gärtnern und Pflanzen auf den versiegelten Flächen in der Stadt.
Wer mehrstöckig gärtnert, kann Gemüse auch auf kleinstem Raum anbauen! Auch auf einem schmalen Balkon können so ab sofort Zucchini, Gurken und Tomaten wachsen!
Aber nicht die Fläche auch die Wände fungieren heutzutage als Gärten. Ganze Hochhausfassaden werden mittlerweile begrünt, die Wand wird quasi zum Vertical Garden (vertikalen Garten) und dient zum Anbau von Beeren, Salatpflanzen und Kräutern in hängenden Pflanzkübeln und alten Regenrinnen. Keine Fläche wird verschwendet, wenn es darum geht, die Natur zurück und die Stadt zum Blühen zu bringen. Gerade in der Großstadt, wo freie Flächen eher rar sind, sind auch Dachgärten als nachhaltige Alternative zu reinen Dachterrassen immer beliebter.
Wer einen Stadtgarten anbaut, hat nicht nur selbst was von der schönen Blütenpracht und bestenfalls eine satte Ernte an Lebensmitteln, der urbane Garten trägt auch maßgeblich zur Erhaltung der Artenvielfalt im städtischen Raum bei! Bestäubende Insekten finden Nektar und Pollen, Vögel wiederum proteinreiche Nahrung. Wer den Garten in die Stadt holt, holt das Leben (zurück) in die Stadt!
Hatten Sie schon einmal mit dem "Urban Gardening" zu tun? Kennen Sie die kleinen Gärtnern oder betreiben Sie selbst sogar einen? Wir freuen uns auf den Austausch zu diesem Thema mit Ihnen!
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